Der Campanile (Sather) Tower ist eines der Wahrzeichen des Campus und bildet gleichzeitig das Zentrum. Daneben steht die Doe Library, die größte Bibliothek der Uni. Es gibt allerdings noch zahlreiche weitere Bibliotheken, die den einzelnen Fachbereichen unterstehen die aber von allen Studenten genutzt werden um zu lernen.
Ansonsten fällt auf das der Campus unglaublich grün ist. Überall sind kleine Parks angelegt, die meisten Teile sind auch Rollstuhlfahrer freundlich ebenerdig, und von den höher gelegenen Teilen hat man freie Sicht auf die Bucht, San Francisco und die Golden Gate Bridge.
Abgesehen von den Asiaten war aber noch nicht so viel los auf dem Campus, was vll. auch daran lag das Sonntag war, sodass ich mich entschloss noch bei den Sportanlagen vorbei zu schauen. Auf dem Fußballplatz habe ich dann auch ein paar Leute getroffen die regelmäßig da spielen und habe mich ihnen kurzerhand angeschlossen. Qualitativ war es nicht besonders, aber es war schön bereits am ersten Tag erste Kontakte geknüpft zu haben. Ich wurde auch eingeladen ab jetzt jeden Sonntag mit ihnen zu spielen, mal sehen was sich ergibt.
Am Montag hatte ich dann das Check in Meeting vom International Office. Noch etwas müde vom kurzen Schlaf, durch den Jet-lag wache ich noch heute zu unmenschlich frühen Zeiten auf, nahm ich meine ersten Scrambeled Eggs zu mir und ließ die etwas langweilige Einführungsveranstaltung über mich ergehen. Anschließend machte ich mich auf Wohnungssuche. Dazu versuchte ich zunächst einmal herauszufinden was interessante und ungefährliche gegenden sind, um nicht am Ende eine böse Überraschung zu erleben oder kostbare zeit mit Wohnungsbesichtigungen zu verschwenden die ich schon aufgrund ihrer Lage ausschließen konnte. So stellte sich herauswas mir mittlerweile auch von anderer Seite bestätigt wurde, dass sich der südliche Teil eher nicht so zum Wohnen eignet, da es dort Nachts nicht so wirklich sicher ist. Dagegen bietet der Norden des Campuses schöne, hüglige Wohngegenden mit herrlichen Ausblicken auf das Meer und SF.
Am Montag Abend begann ich daraufhin Craigslist nach Wohnungen systematisch zu durchforsten und konnte auch für Dienstag die erste Wohnungsbesichtigung an Land ziehen.
Der Dienstag stand ganz im Zeichen der Wohnungssuche und sonstiger organisatorischer Dinge. So habe ich meinen Studentenausweis machen lassen, habe Einkaufsmöglichkeiten erkundet und festgestellt, dass selbst die Supermärkte deutlich teuerer sind als in Deutschland. Essen an sich ist unglaublich teuer. So kostet eine Pizza Medium Size 15$ und auch für einen Sandwich ist man schnell bei 6-8$. Kostengünstig sind lediglich Burger und asiatische Fast Food Gerichte. Der asiatische Einfluss der Westküste ist sehr deutlich spürbar. So ist doch selbst ein großteil der einheimischen Bevölkerung asiatischer Herkunft und gerade unter den Studenten dürften sie wohl den allergrößten Anteil ausmachen.
Am Abend hatte ich dann meine erste Wohnungsbesichtigung. Leider war das Zimmer aber unmöbliert, die Mitbewohner deutlich älter und erweckten den Eindruck als würde jeder nur sein eigenes Ding durchziehen und den anderen in Ruhe lassen, um sich möglichst gut auf die eigene Arbeit konzentrieren zu können. Allgemein fällt auf wie häufig die Worte quiet, responsible, non-smoking, mature and responsible in den Wohnungsanzeigen auftauchen. Auch die Security deposits sind sehr hoch, sodass hier wohl schon einige schlechte Erfahrungen gemacht haben.
Gestern habe ich schließlich noch 2 weitere Wohnungen besichtigt. Die eine Wohnung werde ich wohl absagen, da das Haus doch sehr klein ist. Das Zimmer wäre zwar echt schön und die ca 60 Jahre alte Vermieterin war echt wirklich nett und hatte die typisch amerikanische Offenheit an sich. Aber irgendwie ist mir die Wohnung ein bisschen zu krass. Sie hat mich zur Wohnungsbesichtigung abgeholt damit ich nicht eine dreiviertel Stunde durch die Stadt laufen muss und bevor wir uns richtig begrüßt hatten hat sie mir schon erzählt das sie heute erfahren hat, dass sie wieder Krebs hat! Ich dachte nur "Ok, nice to meet you"!
Auf der fahrt zur Wohnung haben wir dann noch einen überdimensionalen Sonnenschirm eingeladen der auf der Straße lag und den sie einem Freund schenken wollte für seinen neuen Garten. "I clean it up and it is brandnew again. Picking up stuff is typical to Berkeley"!
Ich dachte vermutlich eher typisch für dich, aber ok. Als wir dann in ihr Haus kamen, kam mir als erstes ein kleiner weißer Hund entgegen und begrüßte mich überschwänglich. Das Bett, welches 2 Meter hinter der Eingangstür stand, war dann das Bett der Vermieterin, welches den Durchgang zur ebenfalls offenen Küche etwas versperrte. Der Gedanke beim Kochen meiner 60-jährigen Vermieterin beim schlafen zuzuschauen verwunderte mich etwas. Genauso verwundert war ich als sie mir eine ca 4 qm große Kammer zeigte, in der der letzte deutsche Austauschstudent gewohnt hatte und in die ich für einen Monat hätte einziehen sollen bis das große zugegebenermaßen schöne Zimmer frei wurde. "It is very small, but you can study outside at the kitchen table". Na dann, wenn ich noch ein Schlaflied summe, störe ich dich auch garantiert nicht.
Aber das beste kam noch. Als ich mich schon fragte wo denn der dritte Hausbewohner leben würde, zeigte sie mir das Kellerappartement. Dies war bis zum Rande gefühlt mit Gartenmöbel, Müll, und sonstigen Utensilien, die vll ein Nachbar oder Freund gut gebrauchen könnte. Bis zu seinem Einzug in den Raum ohne Tageslicht und Fenster würde sie das ganze neu strukturieren und ihm dann ein Bett einrichten. Das wäre alles wonach er gesucht hätte und sie würde sich schon große Mühe geben, dass er sich wohlfühlt.
Der Witz an der ganzen Sache ist, dass ich das wirklich glaube. Sie konnte dieses Haus trotz der offensichtlich schwierigen Umstände so gut verkaufen und präsentieren, dass ich beinahe gesagt hätte ich ziehe ein. Vielleicht sollte man dazu sagen, dass sie Immobilienmaklerin ist. Auf jeden Fall versteht sie was von ihrem Fach. Abgesehen von den komischen Wohnverhältnissen war sie aber auch super nett und hilfsbereit. Sie hat mir sofort angeboten mit mir durch Berkeley zu fahren und mir ein Fahrrad zu suchen, mich am Samstag zum welcome dinner mit dem neuen Mitbewohner eingeladen und gesagt, dass ich sie immer anrufen kann, wenn ich Hilfe brauche und sie sich freuen würde, wenn ich bei ihr einziehen würde...
Die zweite Wohnung dagegen sieht sehr cool aus. Sie liegt etwas weiter oben auf dem Berg, man hat eine herrliche Aussicht auf Berkeley und die Bucht und die Mitbewohner sind in meinem Alter, Studenten und scheinen sehr nett und unkompliziert zu sein. Außerdem gibt es ein Gästezimmer, indem mögliche Besucher nach etwas Aufräumarbeit übernachten könnten ein Wohnzimmer und eine vollausgestattete Küche. Lediglich die Möbel in meinem Zimmer fehlen aber da muss ich eben schauen wie ich das organisieren könnte. Heute treffe ich mich mit dem zweiten Mitbewohner und dann wird die Entscheidung fallen, ob ich einziehen kann.
Gestern habe ich noch eine Campus Tour mitgemacht und vll. die ersten "Freunde" gefunden. Nachdem ich mit einem Südafrikaner der einzige warder an der Tour teilnahm und dieser sich nach kurzer Zeit auch verabschiedete, hatte ich 2 private Tourguides. Nach der Tour zeigten sie mir noch das Asian Ghetto, ein Platz mit vielen verschiedenen asiatischen Restaurants bzw Fast Food Buden. Dort treffen sich viele Studenten, weil man für relativ wenig Geld relativ viel und gutes Essen bekommt. Nach dem Essen haben wir Mail Adressen ausgetauscht und uns bereits für weitere Mittagessen verabredet. Mal sehen wann das klappt.
Last but not least muss ich noch erwähnen, dass ich gestern mein erstes Cal-Shirt gekauft habe und mich jetzt endlich ein bisschen wohler fühle. Jeder, wirklich jeder, auf dem Campus trägt irgendwelche Shirts von der Uni, Sportkleidung, Pullis, Hosen und ich musste mich einfach ein bisschen akklimatisieren.
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